Nicht immer kommt Österreich gut im Ausland an. Kann aber auch zu einem Jobangebot bei der Shanghaier Polizei verhelfen.
Text: Mascha K. Horngacher
Fotos: Magdalena Renth (Titelbild), Mascha K. Horngacher, Gudrun Hammer
Bei einem herbstlichen Spaziergang durch Shanghai begegnete ich einem Polizisten. Oder viel mehr ertappte er mich beim Fotografieren seines Fahrrads. Als wir so quatschten, erzählte ich ihm, dass ich für den Österreich-Pavillon auf der Expo 2010 gearbeitet habe. Sein Kommentar dazu: 奥地利 不好 – Österreich ist nicht gut. Ich vergewisserte mich, ob er eh richtig verstanden hat: Österreich? Für normal kommt das im Ausland ja gut an. Jaja, Aodili bu hao – Österreich ist nicht gut. Ja, aber wieso denn? fragte ich.
No pass, no money
Es stellte sich heraus, dass er, als er den Österreich-Pavillon besuchte, nur einen seiner zehn Expo-Pässe hat stempeln dürfen. So einen Expo-Pass kann man sich wie einen Reisepass vorstellen: personalisiert, mit Stempeln drin von Ländern, die man bereist hat. Also je mehr, desto weltbürgerlicher. Für Chinesen, die mehrheitlich, wenn überhaupt, bloß Binnentourismus machen, eine erstrebenswerte Angelegenheit – und eine lukrative, hierzu später mehr und zurück zum Polizisten.
Sein Expo-Besuch war schlichtweg schlechtes Timing: Nach zwei spektakulären Expo-Monaten erhielten wir vom offiziellen Expo-Büro die Auflage, pro Besucher nur einen Pass zu stempeln. Denn mit den Pässen wurde Schindluder und Schwarzhandel betrieben! Gestempelte Pässe erzielten auf dem Markt einen Verkaufspreis von über 70 Euro. Bei einem Durchschnittseinkommen von 200 Euro pro Monat durchwegs eine Menge Kohle. Aber um die Situation mit dem Polizisten zu entschärfen, ich wusste ja nicht, wie gekränkt er wirklich war, schenkte ich ihm einen Austria-Pin. Den fand ich, welch Glück, zufällig in meiner Tasche. Daraufhin lud er mich in sein Revier ein. Wir hatten recht einen Spaß, aber ich doch die Sorge, dass er mich in eine Zelle steckt. Aber nein: Stattdessen fragte er, ob ich bei ihm arbeiten will. Äh, was für eine Arbeit denn? fragte ich. Er sagte, keine Ahnung. Dann lachten wir und machten noch ein gemeinsames Foto.