Alle Jahre wieder marschiert auch am 26. Oktober 2015 das österreichische Bundesheer mit Kind und Kegel am Wiener Heldenplatz auf. Das drum herum der Leistungsshow inkludiert Langos, Luftballons, lasche Reden, verhaltenen Applaus und hyperventilierende Rekruten. Und die wiederholte Frage: Was bedeutet es, ÖsterreicherIn zu sein?
Text, Interviews: Mascha K. Horngacher
Fotografie: Bernhard Wolf
Bei Sonnenschein, unter blauem Himmel und Argusaugen der Staatssicherheit begrüßt unser Bundespräsident zur zwanzigsten Leistungsschau des heimischen Heeres. Das Sicherheitsaufgebot ist im Jahresvergleich um auf der Nationalbibliothek positionierte Schützen, etliche Polizisten unterm Fußvolk und Überwachungsvans reicher – die Identitären hatten zum Flashmob aufgerufen. Ein Grund dafür ist die angekündigte Ansprache des muslimischen Militärseelsorgers Abdulmedzid Sijamhodzic, der seit Juni des Jahres im Amt ist. Die monotonen Ansprachen von Kopf bis Feymann bringen nicht nur die Rekruten und Rekrutinnen zum Wanken. Irgendwie entstand der Eindruck die Rehtorik orientiere sich ausschließlich an konservativ katholischen Predigern. Wo sind die Emotionen?
Nicht mal die Identitären bringen sie dann tatsächlich bei der Segnung durch Herrn Sijamhodzic hoch – ein verhaltener Ruf zum Aufhören, ein Buh und ein Pfiff, mehr brachte die Bewegung nicht raus, doch dafür Empörung von den Umstehenden. Ansonsten ist die Stimmung bei der Angelobung der Lage der Nation entsprechend zurückhaltend.
Mehr Bewegung kommt dann beim volksfestlichen Teil, beim Herumspielen mit und am Kriegsmaterial. Eine gute Wiener Melange ist das Publikum gewiss nicht. Die klassischen Heldenplatzbesucher sind eher nicht aus Neubau, sondern ehrende Alte und Veteranen, Müttchen, die vom Wiederaufbau erzählen könnten, hämische Rekurten Freunde, gerührte Rekruten Verwandte, patriotische Jugend mit oder ohne Visionen für eine bessere Zukunft, asiatische und arabische Touristen sowie Zugereiste aus aller Herren Länder mit oder ohne Staatsangehörigkeit.
Die Umfrage „Was bedeutet es, ÖsterreicherIn zu sein?“ bestätigt um ein weiteres Mal Klischees, ergo ließ sie Funken Wahrheit fliegen. Eingebürgte Asiaten sind wertschätzend um Integration bemüht, viele kennen Diskriminierung, aber sie eint eines: der Wille hier in Österreich zu leben. Auch für sie ist das ein wertvolles Privileg.
Die Portraits sind ein Mix aus der Umfrage 2014 und 2015.
Christina L.: Ist gut zu wissen, dass wir in einem sicheren Land sind, und relativ gut leben können. Bin eigentlich auch stolz auf mein Land, ich bin gern hier. Bildung, teils die Politik und ärztliche Versorgung.
Man kommt immer gern nach Österreich zurück – auch wegen dem Essen. Die Heurigen und die Gemütlichkeit.
Mahmud E. Es heißt ohne Probleme reisen. Das heißt Freiheit und vieles geht einfacher.
Elisabeth: Bin froh und glücklich hier leben zu dürfen. Österreich ist eins der schönsten Länder der Welt. Sei es von der Sicherheit, Klima, sozialen Gefüge sind wir bei den ganz Privilegierten. Man soll auch Verantwortung dafür übernehmen, damit das so bleibt.
Xin Zhu Man hält sich an die Regeln, arbeitet und genießt einfach. Es ist ein super Ort zum Leben.
Immer schon überzeugter Österreicher. Ich kann mir kein anderes Land vorstellen, in dem ich meinen Lebensabend verbringe.
Jessica: Zu erklären, dass wir nicht aus Australien kommen. Also was bedeutet es überhaupt Bürger einer Nation zu sein ich glaube da gibt es keine Definition. Vielleicht die Vergangenheit gut zu machen – anderen Leuten mit Vorurteilen wegen unserer Geschichte zeigen, dass wir nicht alle so sind.
Serhat Manchmal sehen sie dich als Österreicher. Manchmal zeigen sie dir, dass du keiner bist. Das spürt man beim Bundesheer, bei der Polizei, beim Magistrat. Doch ich bin hier aufgewachsen, es ist meine Heimat, meine Kinder leben hier und ich bleibe hier.
Rebecca R.: Es gibt nichts Schöneres. Österreich ist uns sehr wichtig, es ist wunderschön zum Baden, Wandern, Eislaufen. Ich bin überzeugte Österreicherin und werde immer in Österreich bleiben, auch wenn ich gerne in Urlaub fahre.
Gary: Sicherheit und Möglichkeiten.
Michael Alexander: Ich bin nicht so ein richtiger Österreicher, trotzdem habe ich die Staatsbürgerschaft. Aber ich bin stolz auf Österreich. Mein Vater ist seit 30 Jahren hier, also eigentlich sind wir Österreicher. Ich bin schwarz, aber ich bin Österreicher. Es ist mein Land und ich kann hier gut leben.
Susanne: Wir leben in einem freien Land – müssen nicht auf die Wagschale legen, was wir sagen. Haben zu essen, zu trinken, warm, haben ein neutrales Land und das ist eine Freude westlich des eisernen Vorhangs auf die Welt gekommen zu sein. Ich bin sehr glücklich als Österreicherin.
Georg: In einem schönen freien Land zu leben, mit hohem Wohlstand, in Frieden, alles zu haben was man braucht, Schulbildung, Arbeitsplätze, soziales Gefüge das von klein bis Alt da ist. Schöne Umgebung – von der Großstadt zum Gebirge. Sommer Seen, Winter Skifahren. Einfach lebenswert.
Ronald: Lebensfreud, Lebensgefühl – Österreich ist für mich das schönste Land. Es ist ein Lebensgefühl.