26. Oktober 2013, am Heldenplatz zur dynamischen Leistungsschau des Bundesheeres. Häuser bekennen Flagge, Menschen sich zum Patriotismus und es vereint: etwas Glück, eine Brise Frittierfett und ein arbeitsfreier Herbsttag.
Text, Interviews: Mascha K. Horngacher
Fotografie: Bernhard Wolf
Audiobearbeitung: Manuel Radinger
Nationalfeiertag im Herzen Wiens: Bei optimalen Lichtverhältnissen begeht das Bundesheer am Heldenplatz eine dynamische Leistungsschau. Es stellt aus, was es zu bieten hat, schafft und erinnert an Erlebnisse. Ebenfalls dynamisch ist das Seil des 192 Meter hohen Bungeeturms. Von dem stürzen sich Wagemutige, über den Köpfen von jungen und alten Österreichern, Touristen und Hunden, hinunter in die Volksfeststimmung. Blaskapellenformationen, Luftballons, Langos, Zuckerwatte und Leberkäse ─ hier gehen nicht nur die Herzen der stolzen Rekruten-Mütter auf. Lang sind die Warteschlangen vor Regierungsgebäuden und später die Schatten auf dem Kopfsteinpflaster.
Zurück zum Ursprung
Der Umgang mit einem Feiertag lässt einen bei dessen Ursprung stolpern: Was war geschehen, dass dem Ereignis jährlich gedacht wird? Der 26. Oktober steht im Zeichen der Neutralität Österreichs. Da diese laut Bundesverfassungsgesetz für alle Zukunft und unter allen Umständen zu wahren und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen sei, zeigt das Bundesheer am 26. Oktober, was dafür so zur Verfügung steht. Nun kommt die Frage auf, wie viel Gültigkeit die Neutralität noch hat, mit den Beitritten zu internationalen Organisationen (EU, NATO-Partnerschaft für den Frieden, beides 1995). Ist die Neutralität überhaupt noch ein Teil der österreichischen Identität? Da ein Staat ja nicht ohne sein Volk ist, frag ich mich, zu welchem Grad identifizieren wir Bürger uns mit Österreich? Was heißt es denn ÖsterreicherIn zu sein? Hat das denn überhaupt Bedeutung?
Was bedeutet es ÖsterreicherIn zu sein?
Der Aufhänger Nationalfeiertag und mit dem Hintergrund der Ergebnisse der Nationalratswahl 2013, sowie der in ganz Europa zu beobachtenden Renationalisierung (lt. EU-Parlament Präsident Martin Schulz in seiner Rede zum 200. Jahrestages der Völkerschlacht 1813), hab ich mal in die Runde gefragt: Was bedeutet es ÖsterreicherIn zu sein?
Elfi: Ich bin sehr stolz auf dieses Land. Nach dem Krieg war der Aufbau bitter, nicht nur politisch, sondern auch für die kleinen Leut`, die mitgebaut haben...ich war einmal im Ausland und hab gesehen, wie schön es bei uns ist. Wenn man älter ist, schätzt man das vielleicht mehr.
Richard: Wenn man herum fährt in Europa und wieder zurück kommt, dann weiß man schon, was man an Österreich hat. Und das hat schon einen gewissen Wert.
Florentina: Für mich bedeutet das sehr viel, weil Österreich ist ein schönes Land und ich bin stolz darauf.
Michael: Das heißt in einem Land zu leben, wo die Möglichkeit von Arbeit und Sicherheit gegeben ist. Das sieht man auch daran, dass viele Menschen nach Österreich zuwandern wollen. Das ist so eine Erkenntnis
Horst: Ich bin stolz auf dieses kleine Land und seine Errungenschaften. Und ich hoffe, dass Österreich so bleibt, wie es ist. Die Traditionen weitergeben an die jungen Leute, damit sie sich bewusst sind, was Österreich bedeutet in Europa.
Manfred: Österreich - stolz zu sein auf das Land. Auf die Geschichte. Das ist es eigentlich. Der ganze Stolz.
Peter: Österreicher zu sein heißt Patriot zu sein. Für die Heimat einzustehen.
Markus: So simple ist die Frage aber nicht…das heißt, da zu wohnen und irgendwie den Winter und die Berge zu lieben.
Michael: Die Liebe zu den Bergen und man kann nicht so viel dazu sagen.
Benjamin: Froh zu sein, dass man in Österreich lebt. Weil es gibt viele Möglichkeiten und man hat alles. Und man sollte Skifahren können als Österreicher. Man kann ruhig ein bisschen stolz sein, dass man in Österreich lebt. Das ist Glück.
Thomas: Man nur auf Sachen stolz sein kann, die man selber geleistet hat und hier geboren zu sein, das ist ein Glück.
Dorothea: Ich bin eine sehr stolze Österreicherin. Es ist meine Heimat, hier sind meine Wurzeln. Hier ist mein Platz in der Welt.
Andreas: Ich bin sehr froh, dass ich Österreicher bin. Weil mit unserer Staatsbürgerschaft, kann man überall hin reisen, man ist überall willkommen. Und ich bin auch sehr stolz, Österreicher zu sein, das Land ist sehr schön und ich mag die Menschen. Mir bedeutet Heimat einfach etwas.
Heinrich: Österreicher zu sein, heißt im Vergleich zu Anderem, sehr viel Glück. Österreich ist ein toller Staat, nur die Politik geht mir zeitweise ein bisschen auf die Nerven.
Beatrix: Sehr nette Leute. Sicherheit in vielerlei Hinsicht. Österreicher meckern unheimlich gern, das geht immer. Aber wenn es darauf ankommt, dann greifen sie mit an. Und das ist cool.
Edith: Bin eigentlich schon stolz, dass ich Österreicherin bin. Das beste Sozialwesen glaub ich…Auch wenn wir schimpfen, haben wir noch immer ein Glück.
Monika:…bin stolz darauf, dass ich Österreicherin bin. Mit Leib und Seele. Wir haben ein Glück.
Fazit: Die Stichprobe war weg von Überraschungen, hin zu Lobpreisungen, Dankesreden und Klischees, manchmal auch zur Ratlosigkeit ─ die Frage ist halt doch nicht so simple.
Und was bleibt für die Besucher vom Heldenplatz? Ein spaßiger Rummeltag, eine Reise in die Vergangenheit und wahrscheinlich keine Identitätskrise.