Onkel Peda, Hedwig, Imker-Hans, Renate & Gatte, Dorfwirtin und ein Haufen Holzhacker: der Johannes-Weg in Oberösterreich ist ein Versprechen sozialer Begegnungen.

Text: Mascha K. Horngacher
Foto: Mascha K. Horngacher, Angelika Gürtl

Mit 12 Stationen zu innerem Glück, Zufriedenheit und Gesundheit ─  zu Fuß, 80 Kilometer über die Mühlviertler-Alm. Das ist der Johannesweg, der kleine Bruder vom Jakobsweg und liegt praktisch nah, eine Autobusstunde von Linz entfernt. In der Form einer Lilie führt er über eine Hügellandschaft, die streckenweise durch ein Urgestein Jurassic-Park ähnelt. Es ist ein alter Wanderweg, der dank Dr. Johannes Neuhofer wiederentdeckt und beschildert wurde und seit 2012 in dieser Form vermarktet ist. Zwar ging es sich mit den 80 Kilometern in drei Tagen bei unserer Wanderung zu Zweit nicht aus, weil eine Holzhacker-Meisterschaft dazwischen kam, aber Kraft getankt haben wir alle mal. Und bekanntlich ist ja der Weg das Ziel.

Es werde Licht
Von Pierbach weg ging`s über Schönau, St. Leonhard bei Freistadt nach Weitersfelden, Orte, von denen ich noch nie im Leben gehört hatte. Alle paar Kilometer besannen wir uns auf die Denkanstöße der aufgestellten Holzpfähle zu grundsätzlichen Werten. Über diesen schwebte die weiße Lilie – ein Licht-Symbol und Pate des Wegs. Sie führte uns Pilgerinnen vielleicht nicht ans Licht, aber am Tag 1 zur Reiterherberge vom Onkel Peda und der Hedwig.

Auf Auf
Dass wir bei ihnen mit wesentlicher Verspätung ankamen, war nicht aufgrund mangelnder Kondition beim hügeligen Auf Ab oder der eingelegten Kneipp-Kuren, sondern lag an den Anrainern. Wir benötigten doppelt so lang, weil die Menschen einfach herzlich und interessiert waren. Aus vielen Gärten wurde uns entgegengewinkt und zugerufen. Ich fragte mich, ob wir möglicherweise in 5 Jahren an geschlossenen Hoftoren und Fensterbalken vorbeikommen werden. Denn ich gewann den Eindruck, dass der Weg boomt. Aber noch begegnen einem die Menschen mit Stolz und Freundlichkeit. So auch Onkel Peda, der eigentlich Josef heißt und gesellig den restlichen Abend nicht von unserer Seite wich.

Von Dämonen und Holzhackern
Paolo Coelho meinte am Jakobsweg begegne man seinem Dämon. Mit dem im Hinterkopf war ich gespannt, ob Begegnungen dieser Art auch auf den Johannesweg stattfinden. Angi wurde von einer Biene attackiert und unter`s Aug gestochen. Die Dorfwirtin in St. Leonhard wollte mir Bradl in da Rein und Torte andrehen und ich musste unzählige Schnapserl verwehren. Wer glaubt, auf dem Weg von Lastern wie dem Alkohol fortzukommen, liegt falsch oder muss widerstandsfähig sein. Ob das die Dämonen waren, stell ich mal in Frage. Begegnet sind wir nur der Crème de la Crème der europäischen Holzhacker. Nachdem die Wirtin Renate vom Gasthof zur Post in Weitersfelden uns auf das Spektakel Eurojack, der Holzhacker-Europameisterschaft, aufmerksam gemacht hatte, warfen wir wage Pläne über den Haufen und machten uns am Tag drei auf ins benachbarte Liebenau.

Für Widerstandsfähige und Haudraufs
Durch einen morgendlichen Nebel vorbei an unzähligen Kapellen, Kreuzen und Steinsäulen mit Heiligenbildern und dem immer wiederkehrenden Hinweis auf den Eurojack, marschierten wir gefühlte Stunden. Dann hörten wir Eurojacks Moderator und die Startschüsse über Wälder hinweg. Der nächste Hinweis auf die Großveranstaltung war die freiwillige Feuerwehr, die uns den Weg wies; und ein Schnapserl anbot. Eine lange Autoschlange führte hinein in Liebenaus Steinbruch, hinein zur DeerJack-Traktor und Hexler-Schau, ins Volks- und Agrarfest und zu guter Letzt zu Armin Kugler, Österreichs Meister im Sportholzfällen. Er sei a fucking animal meinte ein Kollege. Animalisch war die Meisterschaft nicht, aber brachial. Holzfällen ist was für Haudraufs. Bei Pommes und Fanta sahen wir zu, wie die Späne flogen und sich Kugler an die Spitze hackte – faszinierend.

Die Wanderung ist eine Empfehlung für Menschen, die soziale Kontakte nicht scheuen und dabei trotzdem zu sich finden wollen. Und wer Bock auf die Kombination Holzhacker hat, hat am 25. und 26. April 2014 die Chance.


Auf die Frage, warum die Leute hier so oasch-freundlich sind, meinte Renate noch: „Mia sand oafoch z`frieden.“ Da kann ich nur zusammenfassen: sche.