Zwei Schauplätze – ein Feiertag. Beim einen die Idealisten am Ring, die kämpfen für sich und die anderen; Für die, die im Prater Loopings schlagen und den idealen Feiertag genießen ‒ mit Sonnenschein, Langos, Luftballons.

Text: Mascha K. Horngacher
Fotos: Bernhard Wolf


8 Uhr morgens in Margareten. Es ist ein Feier- und viel versprechender Tag, schenkt man dem unzuverlässigen Wetterbericht Glaube, der heute mal Recht behalten wird. Ich liege im Bett und von der Reinprechtstorferstraße dringen über die Häuserfront und Innenhöfe Trommeln und Sprachchöre, ein Hauch Rave. Eine halbe Stunde später marschiert durch meine Gasse eine Gruppe KPÖler und ein Grüppchen Exil-Afghanen eskortiert von Polizisten. Auf meinem Weg in die Innenstadt überhole ich sie, verstehe trotzdem ihre Banner nicht ‒ Arabisch. Ein paar wenige Häuser bekennen Flagge, ansonsten wirkt die Stadt, wie es sich gehört, an so einem ursprünglich gedachten Ruhetag: verschlafen.

Dann finde ich sie, die Menschen, aber keine Massen. Menschen die Geschichten erzählen, ziehen über Nebenstraßen auf den Ring Richtung Rathaus. Junge, alte, braune, weiße, schwarze Hände halten Transparente, Schilder, Signalraketen, schwenken Fahnen und verteilen Zettel mit Botschaften. Es ist ein Sammelsurium der weltweiten Krisen- und Konfliktherde und der Beweis sozialdemokratischer Bezirkspolitik. Am Universitätsring herrscht Bewegung, vor dem Rathaus das Zeugnis der Politik-Verdrossenheit ‒ beides eine Mahnung.

Es ist Nationalfeiertag, der Tag der Arbeit, und ein Tag, an dem dem langen Kampf der Arbeiter und ihrer Bewegung gedenkt werden sollte. Kapellen unterschiedlichen Ursprungs blasen ein und denselben Marsch: Gerechtigkeit und Solidarität. Hier in Österreich und anderswo auf unserer Welt. Scheinbar eint sie der Ring. Auch wenn rote Nelken Revers und Knopflöcher der älteren Generation der Sozialdemokraten schmücken, die drei Pfeile weisen die Richtung: Weg von der Einheit. Und die roten Politiker, die harren geduldig aus, wovon der ORF in den Abendnachrichten lügt: weit ab von Zehntausenden auf der Straße.

Und die Jungs der MA 48, die haben kein Daweil. Auf und Ab muss es gehen, möglichst schnell die Spuren beseitigen, von der mehrheitlichen Unzufriedenheit.

Und dann? Dann ging´s in den Prater. Hier geht´s zum Hoch lebe der 1. Mai Vol. 2.